Fehler als Schlüssel zum Erfolg: Die Bedeutung einer positiven
Fehlerkultur in der Kindererziehung
Bist du ein Mensch, der in seinen jungen Jahren oft ausgeschimpft wurde, weil er einen Fehler gemacht hat, oder haben dich deine Eltern so erzogen, dass Fehlermachen zum Leben und Lernen dazugehört? Das ist ein ausgesprochen wichtiger Aspekt für das familiäre Zusammenspiel. In jedem Ratgeber wird von dem kleinen Menschen gesprochen, der immer wieder aufsteht, hinfällt, aufsteht, hinfällt, bis er endlich – nach einer gefühlten Ewigkeit, weil Mama und Papa schon so ungeduldig darauf warten – die ersten Schritte macht, bevor er wieder am Popo landet, um danach sofort wieder aufzustehen. Auch beim Essenlernen lassen wir unserem Kind Zeit, um die Speisen zunächst im Gesicht zu verteilen, den ganzen Babystuhl mit Bananenmatsch einzureiben und uns füttern zu lassen, bis wir zum Haaransatz den Karottenbrei kleben haben. Aber wir sind geduldig, schließlich lernt das Kind ja noch.
Oft „passiert es“ während der Volksschulzeit
Doch irgendwann, meistens in der Zeit des Schuleintritts (in eine Regelschule), also so mit etwa 6 Jahren, werden Fehler plötzlich etwas Schlechtes. Die Buchstaben sind nicht ordentlich in eine Zeile geschrieben, die Ziffern sind teilweise verkehrt herum notiert und schon wird die Seite herausgerissen und das Kind darf nochmal von vorne beginnnen. Ihm wird vorgeworfen, schlampig zu arbeiten oder zu faul zu sein.
Dass das Kind noch im Lernstadium ist und es vielleicht NOCH nicht besser kann oder an diesem Tag einfach nicht so richtig Lust darauf hat, wird komplett ignoriert. Mit Androhung von Strafen, wie Videospiel-Entzug oder Fernsehverbot, wird das Kind dann „motiviert“ alles nochmal zu machen.
Bitte stelle dir an dieser Stelle einmal die Frage: Hast du jeden Tag Lust darauf schön zu schreiben oder gehst du immer motiviert zur Arbeit? Ich weiß, das klingt jetzt echt gemein und wir haben einige diese Methoden bei unseren Kindern teilweise auch „angewendet“, doch jetzt sind wir schlauer, wir haben aus unseren „Fehlern“ gelernt.
Uns war zu Beginn der Schulära unserer Kinder (das ist immerhin schon fast 8 Jahre her) nicht vollkommen bewusst, dass Schule für die Kinder das ist, was für mich Arbeit ist. Oft sitzen Kinder ja sogar länger in der Schule und anschließend im Hort, als mancheiner in der Arbeit sitzt.
Das Thema mit der Arbeit
Für viele Menschen bedeutet Arbeit leider etwas nicht so Schönes, etwas wo man hingehen MUSS, weil man sonst kein Dach über dem Kopf hätte, kein Essen am Tisch stehen würde oder kein Sommerurlaub im Budget wäre. Bist du der Meinung, dass dein Kind nicht mit mitbekommt, wenn du in der Früh missmutig sagst: „Ich muss auch in die Arbeit, das kann ich mir auch nicht aussuchen, genauso wie du in die Schule musst, muss ich zur Arbeit.“ Das Schlüsselwort ist MÜSSEN.
Vielleicht möchtest du dir mal bewusst darüber Gedanken machen, wie du über deine Arbeit denkst bzw. mit welcher Wortwahl du zuhause (vor dem Kind) darüber sprichst. Möglicherweise kannst du daraus dann auch die Einstellung deines Kindes zur Schule nachvollziehen. Selbstverständlich kommt es auch auf den Lehrer an, aber bei dir kommt es auch auf den Boss oder die Arbeitskollegen an, wenn du mal tiefer in dich hineinschaust.
Wie sieht es mit deiner Fehlerkultur aus?
Zurück zu den Fehlern. Es kommen dann vielleicht besänftigend ein paar Worte wie: „Aus Fehlern lernt man“ oder noch besser, „es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen.“ Aber glaube nicht, dass sich dein Kind in der Situation, wo seine gesamte Arbeit mit einem Ritsch aus dem Heft gerissen wird, motivieren lässt, weiterzumachen. Es gibt eine Vielzahl an Methoden, wie du dein Kind zu entspannteren Techniken zum Hausübung machen begeistern kannst. Ich bin mir aber sicher, es beginnt alles mit deiner eigenen Einstellung zur Arbeit und zu Fehlern. Je öfter ein Kind gelobt wird und aufrichtig bewundert wird für den schönen Buchstaben P, den es bei der Hausübung gemacht hat, umso mehr wird es sich das nächste Mal freuen auch den Buchstaben X, der das letzte Mal noch nicht so gut geklappt hat, schön zu schreiben. Wenn du im Job für eine Kleinigkeit Lob und Anerkennung bekommst und das nächste Mal eine schwierigere Aufgabe vor die Nase gelegt bekommst, wirst du dich auch motivierter ans Werk machen, im Hinblick auf noch mehr Lob und Anerkennung, wenn du die schwierigere Aufgabe checkst. Genauso verhält es sich bei deinem Kind. Lobe (ehrlich und aufrichtig) was das Zeug hält, und versuche die nicht so tollen Sachen in einen positiven Kontext zu bringen, um dein Kind anzuhalten, bereitwillig weiterzumachen.
Was können wir von Thomas Edison lernen?
Schön geschrieben, denkst du vielleicht jetzt, aber wer hat schon immer die Zeit und vor allem die Muße sich zu jedem Buchstaben zu setzen. Vollkommen richtig, doch die ersten zwei Jahre in der Schule sind meines Erachtens entscheidend darüber, ob dein Kind weiterhin gerne die Schulbank drückt und zu einem gewissen Grad selbständig lernen wird oder ob es der Schule nach Erreichen der 9. Schulstufe den Rücken kehren wird und einen Lehrberuf ausüben möchte. Wobei hier anzumerken ist, dass eine Lehre bei Gott nichts Schlechtes ist. Auch hier hat sich, zumindest in Österreich einiges getan und die Lehre mit Matura ist ein großer Schritt für alle, die es sich dann doch noch anders überlegen. Es muss nicht jeder studieren und viele Menschen, die es wirklich in ihrem Leben zu etwas gebracht haben, sind Schulabbrecher. Die erkannten irgendwann, dass die Dinge, die in der Schule gelehrt wurden, wenig mit dem zu tun haben, was sie später einmal erreichen wollten. Vielleicht wurde ihnen von Anfang an gesagt, dass sie niemals etwas erreichen könnten, weil sie immer zu langsam oder zu faul waren. Dabei wären gerade diese Menschen wie Thomas Edison so wichtig für unsere Gesellschaft. Thomas Edison hatte nicht nur 1000 Versuche gebraucht, um die Glühbirne zu erfinden, sondern er hatte sogar noch andere Erfindungen gemacht. Genau diese Idee sollten wir unseren Kindern vermitteln. Auch wenn etwas mal nicht gleich klappt, heißt es nicht, dass man aufgeben sollte. Man kann immer wieder von vorne anfangen, es anders probieren und so lange weitermachen, bis man das gewünschte Ergebnis erreicht hat. Mit dieser positiven Fehlerkultur werden unsere Kinder gestärkt in die Welt hinausgehen und mit Mut und Durchhaltevermögen ihre Träume verfolgen.